...es war einmal ein Junge, der bekam von seinen Eltern eine Modelleisenbahn zu Weihnachten geschenkt...

Ein seltsames Tuten war immer zu hören, den ganzen Tag über. Da der Kindergarten neben der Bahnlinie lag, war mir bald klar, dass das die "rot/gelbe" Lokomotive war. (Er sollte T03 heißen, doch das erfuhr ich viel später). Nun war das erste Geheimnis gelüftet. Interessant war, dass er nirgends im damaligen Märklin-Katalog zu finden war. Also nahm ich ihn genauer unter die Lupe. Der spätere Schulweg führte direkt über die Gleise des Vaihinger Stadtbahnhofs. Da waren auch noch immer so merkwürdige Wagen zu finden: Die hatten nicht mal ein rundes Dach, sondern so spitz. (das Logo der FS wurde erst in der vierten Klasse entziffert). Ebenso interessant waren die Wagen, mit so verschiedenen grauen Behältern drauf. (Stückgutwagen sollen das sein, von Haus zu Haus). Und immer der Gestank der Tierhäute, die mit dem Greifkran auf die LKW mit Anhänger(!) verladen wurden. Die sind ständig gefahren. Sogar so ein kuscheliges Fell habe ich mit in die Schule genommen....(meine Mutter hat es wohl schnell gerochen und alsbald aus meinem Zimmer entsorgt).
Jaja, seltsame Dinge gingen da vor. Auch die Kisten mit den Rädern dran standen überall am Schuppen rum. (Damals gab es noch Stückgutverkehr).
Kurios fand ich die Waggons, mit unterschiedlichen Rädern: Manche hatten Speichen wie bei einer Kutsche, die meisten aber so vollglatte Räder. Die mit den Kutschenrädern hatten ein "B" an der Seite. (Das Logo B der belgischen Staatsbahnen wurde erst später zugeordnet). Manchmal waren diese Räder auch gemischt. Des weiteren gab es noch so komische Güterwagen mit einem weiten Achsstand. Die gefielen mir gar nicht. (... das waren wohl die Güterwagen der Bauart Oppeln). Auch ein Wagen mit Bremserhäuschen habe ich mal gesehen. Diesen fand ich sogar im Märklinkatalog. (... der von der SBB). Manche Waggons hatten auch ein sehr flaches Dach, was mir sehr sympathisch wirkte.
Überhaupt war der Märklinkatalog damals die einzige Bezugsquelle für Lokomotiven und Wagen.
Irgendwann klang das Bembele mal anders. Die Hupe war greller und von der Tonlage höher. Mein Klassenkamerad Bernd H. erzählte mir, dass in Enzweihingen noch eines steht und jetzt das "neue" Bembele fährt.
Äußerlich sahen sie ja gleich aus. Aber seltsam war das doch....
Im alten Lokschuppen in Vaihingen/Enz-Stadt waren immer Busse zu sehen, an denen kräftig "geschraubt" wurde.

Wenn Zuckerrübensaison war, zog uns Kinder das magisch an: Oft waren wir Nachmittags am Bahnhof, um dem Rumpeln der Zuckerrüben in die Waggons zu betrachten. Mir fiel mal ein Waggon auf, der war grau anstelle vom typischen braun. Neu waren sie alle nicht. Viele waren aus Holz, manche hatten so bauchige Außenwände. Zuckerrüben schmecken nicht schlecht, hatten wir herausgefunden. Sie waren nur nicht immer einfach zu kauen *grins*....
Interessant waren die Fahrten: Manchmal schaffte das Bembele den Zug nicht auf einem Mal, so dass einige Waggons im Bahnhof oder auch auf der Strecke nach dem Bahnübergang stehen blieben und das Bembele nochmals kommen musste...

Die Waggons hatten auch Zettel an den Seitenwänden. Diese galten als Trophäe. (Laufzettel). Wo die wohl geblieben sind. Normalerweise schmeiße ich solche Sachen nicht weg. Vielleicht war da mal meine Mutter im Spiel...
Heute suche ich sie für meine Galerie...

Als ich in die Realschule wechselte, fuhr das Bembele immer daran vorbei. Ich hörte es während der Schulzeit immer hupen. Manche Schüler sind auch damit zum Bahnhof Vaihingen/Enz-Nord gefahren, manche nach Enzweihingen. Fotografiert wurde damals der T04 nie. Es war einfach zu alltäglich. Eher kamen wir Jungs nach Vaihingen/Enz-Nord. Dort gab es viele neue und aufregende Lokomotiven. An der KBS 770 war mächtig viel los. (Stuttgart-Bietigheim-Mühlacker-Mannheim)

Während der Berufsausbildungszeit kam die Eisenbahn wie bei dem meisten Eisenbahnfreunden ins Hintertreffen: Die Märklinanlage wurde abgebaut, der Führerschein gemacht. Die Mädels waren angesagt. Das Geld ging für das Auto drauf. Fotografiert wurde fast gar nicht mehr. Es war sogar mal ein anderes Gefährt auf der Strecke zu sehen. Es hieß, das Bembele bekäme gerade "TÜV".
Nach Beendigung der Lehre war als Facharbeiter wieder mehr Zeit fürs Fotografieren. Mein Favorit war nach  wie vor die E94. (siehe www.E94114.de)

Und irgendwann kam die Neubaustreckenanbindung. Danach gab es eine lange Pause während meines Studiums. Gelegentlich wurde noch fotografiert, wenn ich mit dem Zug unterwegs war. Der T04 war am Wochenende leider immer im Schuppen.
Es war schwer geworden, das Bembele zu fotografieren. Aber wozu gibt es dann Semesterferien. So versuchte ich mich mal in Schwarz-Weiß-Bilder...(Siehe Eingangsbild). Das Bembele hatte inzwischen so eine moderne Farbe erhalten. Wenig später war sogar noch eine Getränkewerbung drauf. Mir kamen erste Zweifel, ob es der Strecke um das Bembele noch gut geht, wenn die sogar Werbung nötig haben.
Und so gab es wieder Bembele - Aufnahmen...
in der schönsten Jahreszeit:

"Die Zuckerrübenzeit"

Eines Tages hieß es, die Strecke werde eingestellt. Man konnte es kaum glauben. Doch sollte noch ein weiteres Jahr vergehen, bis dies der Fall sein sollte. Also wurde die Digital-Kamera ausgeliehen und nochmals fotografiert. Urlaub musste ich nehmen, denn der Fahrplan wurde immer mehr eingeschränkt. Der Kran um die Tierhäuteverladung war abgebaut, keine Zuckerrübenverladung mehr, der Getreidetransport vom WLZ kam nicht mehr über die Schiene, kein Stückgutverkehr mehr, usw. .....

Und so nahm alles ein trauriges Ende.
Der T04 wurde mit seinem Beiwagen abgefahren. Er steht in Neuffen sicher und überdacht abgestellt. Er soll erhalten bleiben. Wie und letztendlich wo, ist bis heute noch nicht sicher.

Bembele ade. Schade, Du hast uns Vaihinger und Eisenbahnfreunde viele Jahre begleitet.

Machs gut - Tschüss -

 

 

Und da fragt Ihr Euch noch, warum ich dem Bembele eine eigene Seite widme?

Die Idee zu dieser Seite

.. und warum ich vom T04 infiziert wurde...